Psychische Erkrankungen – eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung

Psychische Erkrankungen gehören zu den größten gesundheitspolitischen Herausforderungen gemessen an der Prävalenz, den individuellen Belastungen und krankheitsbedingten Einschränkungen. In vielen Ländern sind psychische Erkrankungen für Arbeitsunfähigkeit und ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Arbeitsleben verantwortlich. Auch aus ökonomischer Sicht sind psychische Erkrankung eine große Belastung für die Gesellschaft. Trotz der enormen individuellen und gesellschaftlichen Belastungen sind die Behandlungsraten von Betroffenen gering. Oft setzen Behandlungen zudem erst Jahre nach dem Beginn einer psychischen Erkrankung ein.

Die Forschung zeigt, dass die frühe Kindheit eine besonders sensitive Phase für die Entwicklung psychischer Probleme ist. Frühzeitige Interventionen können zu einer effektiveren Bekämpfung psychischer Erkrankungen beitragen und verhindern, dass sich diese überhaupt manifestieren.

„Those who have dealt with early intervention studies […] will know how governments should be spending their money.“

Diejenigen, die sich mit Frühinterventionsstudien befasst haben […], werden wissen, wie die Regierungen ihr Geld ausgeben sollten

James Heckman (US-amerikanische Forscher, Nobelpreisträger für Wirtschaftswissenschaften)

Für die Gesundheitspolitik ist es eine wichtige und herausfordernde Aufgabe, niederschwellige, frühe und kosten-effektive Interventionen zur Prävention und Behandlung von psychischen Problemen zu identifizieren.

Mit unserer Studie leisten wir hierzu einen Beitrag.

 

Eine besondere Risikogruppe - die psychische Gesundheit Geflüchteter

Europa hat in den letzten Jahren die größte Zuwanderung seit dem 2. Weltkrieg erfahren. Im Jahr 2019 stammte ein Großteil der Asylbewerber aus Syrien und dem Irak (Bundesamt für Migration und Flüchtlinge). Unter den geflüchteten Menschen sind Eltern mit jungen Kindern im Alter von 6 Jahren oder jünger eine besonders große Gruppe. Flüchtlingskinder waren und sind vielen direkten und indirekten Risiken ausgesetzt. Alle diese Kinder waren durch die Umsiedlung großem Stress ausgesetzt. Schätzungen zu Folge leiden etwa 50% der (erwachsenen) Flüchtlinge unter psychischen Problemen, v. a. unter Depressionen, Angststörungen oder posttraumatischen Belastungsstörungen. Eine psychische Erkrankung wirkt sich wiederum negativ auf den Erziehungsstil aus. Die Forschung zeigt, dass das Aufwachsen mit einem psychisch belasteten/erkrankten Elternteil und ein ungünstiger elterlicher Erziehungsstil die größten Risikofaktoren für die Entwicklung psychischer Probleme bei Kindern sind.

 

Aus diesen Gründen möchten wir mit dieser Studie einen Unterstützungsangebot für Familien mit jungen Kindern aus dem Irak und Syrien entwickeln und überprüfen. Bei den geflüchteten Erwachsenen besteht ein hohes Risiko für die Entwicklung psychischer Probleme und die Herausbildung eines ungünstigen Erziehungsstils. Eine Therapie der Eltern und die Vermittlung eines positiven Erziehungsstils ist für ein gesundes Heranwachsen der Kinder mitentscheidend und daher unser Vorgehen im Rahmen von IMPROVE-MH.