Psychische Erkrankungen –
eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung
Psychische Erkrankungen
gehören zu den größten gesundheitspolitischen
Herausforderungen gemessen an der Prävalenz, den
individuellen Belastungen und krankheitsbedingten
Einschränkungen. In vielen Ländern sind psychische
Erkrankungen für Arbeitsunfähigkeit und ein vorzeitiges
Ausscheiden aus dem Arbeitsleben verantwortlich. Auch
aus ökonomischer Sicht sind psychische Erkrankung eine
große Belastung für die Gesellschaft. Trotz der enormen
individuellen und gesellschaftlichen Belastungen sind
die Behandlungsraten von Betroffenen gering. Oft setzen
Behandlungen zudem erst Jahre nach dem Beginn einer
psychischen Erkrankung ein.
Die Forschung zeigt, dass die
frühe Kindheit eine besonders sensitive Phase für die
Entwicklung psychischer Probleme ist. Frühzeitige
Interventionen können zu einer effektiveren Bekämpfung
psychischer Erkrankungen beitragen und verhindern, dass
sich diese überhaupt manifestieren.
„Those who have dealt with early intervention
studies […] will know how governments should be
spending their money.“ Diejenigen, die sich
mit Frühinterventionsstudien befasst haben […],
werden wissen, wie die Regierungen ihr Geld
ausgeben sollten |
Für die Gesundheitspolitik
ist es eine wichtige und herausfordernde Aufgabe,
niederschwellige, frühe und kosten-effektive
Interventionen zur Prävention und Behandlung von
psychischen Problemen zu identifizieren.
Mit unserer Studie leisten
wir hierzu einen Beitrag.
Eine besondere
Risikogruppe - die psychische Gesundheit Geflüchteter
Europa hat in den letzten
Jahren die größte Zuwanderung seit dem 2. Weltkrieg
erfahren. Im Jahr 2019 stammte ein Großteil der
Asylbewerber aus Syrien und dem Irak (Bundesamt für
Migration und Flüchtlinge). Unter den geflüchteten
Menschen sind Eltern mit jungen Kindern im Alter von 6
Jahren oder jünger eine besonders große Gruppe.
Flüchtlingskinder waren und sind vielen direkten und
indirekten Risiken ausgesetzt. Alle diese Kinder waren
durch die Umsiedlung großem Stress ausgesetzt.
Schätzungen zu Folge leiden etwa 50% der (erwachsenen)
Flüchtlinge unter psychischen Problemen, v. a. unter
Depressionen, Angststörungen oder posttraumatischen
Belastungsstörungen. Eine psychische Erkrankung wirkt
sich wiederum negativ auf den Erziehungsstil aus. Die
Forschung zeigt, dass das Aufwachsen mit einem psychisch
belasteten/erkrankten Elternteil und ein ungünstiger
elterlicher Erziehungsstil die größten Risikofaktoren
für die Entwicklung psychischer Probleme bei Kindern
sind.
Aus diesen Gründen möchten
wir mit dieser Studie einen Unterstützungsangebot für
Familien mit jungen Kindern aus dem Irak und Syrien
entwickeln und überprüfen. Bei den geflüchteten
Erwachsenen besteht ein hohes Risiko für die Entwicklung
psychischer Probleme und die Herausbildung eines
ungünstigen Erziehungsstils. Eine Therapie der Eltern
und die Vermittlung eines positiven Erziehungsstils ist
für ein gesundes Heranwachsen der Kinder mitentscheidend
und daher unser Vorgehen im Rahmen von IMPROVE-MH.